--- Die Wolfsblume ---
Die Nacht schimmert silbern und Sternregen stiebt
als sich vor den Mond eine Wolke schiebt
Nichts hält mich mehr drinnen, ich muß hinaus
auf ledernen Pfoten verlaß ich das Haus
Zum Wolfe verwandelt wie's immer geschieht
wenn Nachts in den Wäldern die Wolfsblume blüht.
Die Menschen im Dorf verriegeln die Tür'n
ich glaube sie können das Fremde wohl spür'n
Halb Mensch halb Wolf, von beidem ein Stück
wer blickt außer mir auf ein Leben zurück
in dem Tarnung und Täuschung die Liebe befleckt
noch vor jedem hab' ich mich bei Vollmond versteckt
Lange war ich allein dann trat'st Du in mein Leben
auch Dir scheint der Mond in den Adern gegeben
Ich bin einsam, Geliebte, willst Du nicht verweilen
um mit mir fortan alle Nächte zu teilen
Wenn der Duft jener Blume die Sehnsucht entfacht,
der erste zu sein von den Kindern der Nacht
Ein einziger Biß nur, er sei mir erlaubt
der Dich aller friedvollen Träume beraubt
Schließ die Augen, Geliebte, und hab keine Angst
zu spät, wenn Du jetzt um Deine Seele noch bangst
denn ein nachtgrauer Jäger zum Mond hinauf sieht
wenn heut Nacht auf den Hügeln die Wolfsblume blüht
Den Grünton der Iris, Silberhaar auf dem Rücken
auch Du kannst an Dir bald die Zeichen erblicken
Bei Mondaufgang wird Dir Dein Spiegelbild
enthüllen den Wolf, hungrig und wild
Bevor es verblaßt und Dir gar nichts mehr zeigt
bis sich die Nacht vor dem Morgen verneigt
Folge mir nun und hör die Lieder der Eulen
und laß uns gemeinsam den Vollmond anheulen
Der den Weg uns beleuchtet mit silbernem Licht
komm nun, mein Liebling, und zürne mir nicht.
Die Nacht schimmert silbern und Sternregen stiebt
als sich vor den Mond eine Wolke schiebt
Ein Hase flüchtet, der Schnee glitzert kalt
zwei Wölfe zieh'n Seite an Seit' durch den Wald
Für immer ein Paar nun, was sonst auch geschieht
Wenn Nachts in den Eb'nen die Wolfsblume blüht.